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In der klassischen Kieferorthopädie wird der Schwerpunkt der Diagnostik auf die Analyse der Modelle und Röntgenbilder mit Blick auf durchschnittliche Normwerte und Platzbedarf in Millimetern gerichtet. Die psychosomatische Ursache einer Zahnstellungsanomalie spielt eher eine untergeordnete oder sogar überhaupt keine Rolle. Im Besten Fall werden psychische Beeinträchtigungen durch die Nichtbehandlung einer Anomalie als eine mögliche Tatsache hingenommen. Meist fehlen die Überlegungen und Kenntnisse über die möglichen psychsomatischen Ursachen der Zahnanomalie. Aber schon Balters hat immer wieder darauf hingewiesen, dass hinter jeder Gebissanomalie eine Psychose oder eine Neurose steckt. Gemeint hat er damit, dass sich nicht nur im Rahmen einer psychosomatischen Erkrankung im Körper, sondern auch im Gebiss das Ausmaß der psychischen Dysregulation widerspiegeln kann. Im Hinblick darauf, und mit dem Wissen, dass sich die psychische Selbstregulation eines Patienten sehr wohl über die Funktion der Muskulatur und über den Stoffwechsel mit dem gesamten Organismus in Einklang befindet, liegt der Schwerpunkt der ganzheitlichen Kieferorthopädie darin, diese Zusammenhänge herzustellen und dann entsprechend regulativ zu beeinflussen. Besonders wichtig für den Erfolg der Behandlung ist hierbei, dass dem Patienten und den Eltern der kleinen Patienten durch eine einfühlsame Beratung und Aufklärung ein Verständnis für diese Zusammenhänge eröffnet wird. Mit Hilfe des Lüscher Farbtestes ist es möglich ein „Röntgenbild der Psyche“ darzustellen. In kurzer Zeit kann festgestellt werden, ob die normalen Selbstgefühle des Patienten entwickelt sind, und welche psychischen Ursachen hinter der Zahnanomalie stehen können. Da der Lüscher Farbtest ein objektives Instrument der Messung ist, kann über die Besprechung und Analyse des Farbtestes ein vertrauensvoller Rahmen geschaffen werden, der dem Patienten hilft seine Selbstregulation zu erkennen. Dann können die folgerichtigen Therapiemassnahmen festgelegt werden. Der Erfolg einer Behandlung ist nicht von dem Einsetzen einer möglichst ausgefeilten Mechanik abhängig, sondern bezieht die Verantwortung des Patienten für das Gelingen der Behandlung mit ein. Viel wichtiger für den dauerhaften Erfolg einer kieferorthopädischen Behandlung ist es, dem Patienten sein Fehlverhalten verständlich zu machen. Somit wird der Behandler mehr ein Partner bei der Behandlung und nicht der „invasive Bestimmer“. Er hilft mit seinem Wissen und Verständnis dem Patienten sich selbst zu helfen und seine Selbstregulation zu normalisieren.
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